Terrassensteillagen


Den sicher größten Anteil am Ruhm und Bekanntheitsgrad des Klingenberger Weinbaues haben unbestritten die vielen, teilweise uralten, landschaftsprägenden Querterrassen. Die ältesten Terrassenweinberge sind wahrscheinlich im 12. Jahrhundert er-stellt worden. Hierfür gibt es leider keine Dokumente. Aber die Tatsache, dass der hiesige Weinbau zu einer Zeit erstmals erwähnt wird, zu der in Deutschland die Erschließung der Steilhänge für den Weinbau durch die Terrassierung erfolgte, lässt diesen Schluss zu. Eine 180 km lange und ein Meter hohe Mauer würden die bis heute erbauten Terrassen aneinander gereiht ergeben; immerhin die in Luftlinie gedachte Entfernung von hier bis Nürnberg im Osten oder Trier im Westen. Unbestritten eine Fleißarbeit vieler Klingenberger Winzergenerationen. Seit 1986 unter Denkmalschutz gestellt, darf an der vorhandenen Bausubstanz nur im bisher üblichen Rahmen ge- und verändert werden. Das heißt, es müssen alle notwendigen Reparaturen und Neubauten mit dem am Ort vorkommenden roten Buntsandstein in Trockenbauweise erledigt werden.

 

Die schmalen Mauer-Querterrassen sind in Deutschland nur noch im geringen Maße vorhanden und stellen damit ein einmaliges, erhaltenswertes Kulturdenkmal dar. Diese Art von Weinbergen lassen aber so gut wie keine, zumindest rentabel einzusetzende, Motorisierung, bzw. Mechanisierung zu. Ein Zugang zu den Terrassen ist ausschließlich über die bis zu 250 unregelmäßige Stufen besitzenden als Treppen ausgebildete Wasserabschlagsrinnen möglich!

 

Deshalb sind die Terrassenweinberge nur mit aufwändiger, schwerster Handarbeit zu bewirtschaften. Die dafür benötigten 2000 Arbeitsstunden pro Hektar Weinberg und Jahr sind somit, neben der in diesen Weinlagen erzeugten hervorragenden Weinqualität, ein wesentlicher Grund, dass die Klingenberger Terrassenweine im oberen Preissegment der deutschen Weine angesiedelt sind.

 

Im Vergleich dazu benötigt ein Direktzugwinzer, je nach Technisierungsgrad, nur ein Viertel bis ein Fünftel dieser Arbeitszeit, die zusätzlich noch ohne große körperliche Anstrengung zu erledigen ist.

 

Gebietsübergreifend, ja europaweit sind z.Zt. Interessengruppen, bestehend aus Terrassenwinzern, Naturschützern, Behörden vom Landschaftsschutz, Denkmalschutz und involvierte Politiker bemüht, das jahrhundertealte kulturelle Erbe für die Nachwelt zu erhalten. Es wird dabei angestrebt die Konkurrenzfähigkeit der qualitativ hochwertigen Weine aus diesen extrem aufwändigen Weinterrassen-Steillagen gegenüber den vollmotorisierten und technisierten Hang- und Flachlagen zu verbessern, bzw. wenigstens zu erhalten. Denn nur so kann die von Menschenhand mit schwerster Handarbeit in Jahrhunderten gestaltete Kulturlandschaft nachhaltig gesichert werden. Wenn man berücksichtigt, dass beinahe ausnahmslos die gesamte Wein- und Tourismuswerbung einschlägiger Verbände mit Zuhilfenahme von Bildern und Impressionen der Steil- und Terrassenlagen erfolgt, dürfte dies auch nicht all zu schwer zu verwirklichen sein.