Ein Blick zurück


Zwischen den Kriegen

Der erste neue Eintrag datiert vom 26.  Januar 1919. Man liest von der Beschaffung der notwendigen Rebsetzlinge, darunter 1 000 Riesling-Reben aus Hörstein für 26 Mark. Weiter Düngekalk und Torf.  Ein weiterer Punkt ist die Bekämpfung der Karnickelplage. Zur Errichtung eines Urbanus-Bildstockes am Hohberg gibt der Verein 200 Mark. Wegen der allgemeinen Teuerung wird 1921 der Beitrag von zwei auf acht Mark erhöht. Die Weinkostproben sind fester Bestandteil des Vereinsjahres, ebenso die Fachvorträge. Angeregt wird ein Vortrag über Kellerwirtschaft. Für den versetzten Lehrer Colonat Schenk wird Ernst Ebert als Schriftführer gewählt. 1922 macht sich die Inflation stark bemerkbar, das benötigte Kupfervitriol und der Schwefel kosten 40 000 Mark. Die Hälfte des Betrages wird von den Mitgliedern im voraus kassiert, für den Rest ein Kredit aufgenommen. Der Mitgliedsbeitrag steigt im Jahre 1923 auf 250 Mark, dann klettern die Summen ins Uferlose, das Kassenbuch weist Einnahmen und Ausgaben von 10 Billionen Mark und einen Überschuss von 8 Millionen Mark aus.

1925 ist der Spuck zu Ende, der Mitgliedsbeitrag, nun 5 Mark, davon 3 Mark für den Fränkischen Weinbauverband, kann in zwei Raten bezahlt werden. Bürgermeister Becker tritt in den wohlverdienten Ruhestand und wird Ehrenmitglied, neuer Vorsitzender ist Leo Nickles. Die Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft erkennt die Rebsorten Frölich Silvaner und Müller-Thurgau der Winzer Konrad Arnheiter und Josef Süppel als Rebschnittholz an.

1926 wird eine fahrbare Platz‘sche Motorspritze für die Obstbäume angeschafft. Preis 1 980 Mark.  Die Benutzung kostet pro Baum ca. 8 Pfennig. Sie wird zur Winterspritzung auch an die Nachbarorte ausgeliehen. Am 22. Juli 1927 zerstört ein Hagelunwetter die Obsternte.

In der Vorstandschaft gibt es Änderungen: Adolf Rothbauer wird erster, Konrad Arnheiter zweiter Vorsitzender, August Schmitt Vereinskassier und Willy Fried Schriftführer. Bald darauf übernimmt Franz Wengerter I. den Vorsitz, Adam Josef Schmitt wird Geschäftsführer und Anton Becker Kassier.  Es kommt im Verein zu Spannungen,  zur Jahreshauptversammlung 1930 sind nur 19 Mitglieder anwesend. Man spricht über die Gründung einer Winzergenossenschaft, die Sitzung wird jedoch wegen Feueralarm abgebrochen und das Thema ad acta gelegt.

Am 6. März 1932 findet die Tagung des Fränkischen Weinbauverbandes in Klingenberg statt. Sie wird von Regierungspräsident Günder im überfüllten Kinosaal eröffnet. Dort werden Christian Fauser für

30-jährige Tätigkeit bei der Stadt Klingenberg und der Weinhandlung Fried, Josef Krug für 20-jährige Tätigkeit bei Fried geehrt. Willy Fried begrüßt als Edelherr von Bickenbach die Gäste auf der Burg.

1932 nimmt man mit großem Erfolg am Würzburger Winzerfest teil. Dort wird der Gedanke geboren, selbst ein Winzerfest zu veranstalten. Ins Auge gefasst ist der Sommer 1933, doch wegen politischer Querelen - der Verein hat jüdische Winzer in seinen Reihen - lässt man die Idee fallen. 1935 werden alle Vereine zwangsweise aufgelöst, dies kümmert die Klingenberger wenig. Sie firmieren nun als Obstbauverein (den man anscheinend vergessen hat aufzulösen), halten ihre Sitzungen ab und führen ihr Protokollbuch weiter. Und Gott sei Dank findet sich auch kein Denunziant in der Rotweinstadt.  Neuer Vorsitzender ist der Weinbergsaufseher August Ebert. Die Weinpreise von 1938 sind einen Blick wert: Weißwein pro 1/4 Liter allgemein 0,30, Sylvaner 0,35, Portugieser 0,40 und Spätburgunder 0,45 Mark.

Vom Krieg ist im Protokollbuch nichts zu merken, nur die Versammlungen schließen - wie allerorten -mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer und seine Wehrmacht. Im März 1945 regt Bürgermeister Bauer an, das Ödland mit Gemüse zu bebauen, um die Ernährung der Bevölkerung zu verbessern. Zwei Wochen später bestimmen die Amerikaner, was zu tun und zu lassen ist.