Was hat die Klingenberger Winzer 1909 dazu bewogen, als Erste am Untermain einen Fachverein zu gründen? Es ging vor allem darum, die notwendigen Materialien und Geräte im Großen und somit preisgünstiger zu beziehen. Angesprochen waren nicht nur Rebholz, Edelreiser, Dünge- und Spritzmitte sondern auch Rückenspritzen, Schwefler und Kellereibedarf.
Weiter sollten Fachvorträge sowie die Beschaffung von Fachzeitschriften die nötigen Kenntnisse über Neuerungen im Weinbau vermitteln, Weinproben und Ausstellungen waren zu organisieren, sowie die Termine für die Häckerwirtschaften zu koordinieren, die Schließung der Weinberge zu veranlassen und zu überwachen und die Weinlesetermine festzusetzen.
Die Satzung entwirft der königliche Oberamtsrichter Schmitt, den Vereinsvorsitz übernimmt der damalige Bürgermeister Eugen Becker, zweiter Vorsitzender wird Oberamtsrichter Schmitt, Schriftführer Hauptlehrer Colonat Schenk und Kassier Anton Nickles. Weiter wählt man zehn Beisitzer. Der Mitgliedsbeitrag wird auf zwei Mark festgesetzt und kann in zwei Raten bezahlt werden. Ein Blick in das Kassenbuch gibt einen Überblick über die Anfangszeit des Vereins. Wir lesen dort:
1911 wird Amtsgerichtssekretär Adolf Rothbauer zweiter Vorsitzender. 1913 weist der Verein bereits 127 Aktive auf. Neben dem Weinbau kümmert sich eine spezielle Abteilung um die Belange des Obstbaues. Für die Mitglieder werden 1913 5 Rebspritzen, 12 Rückenschwefler, 13 Zentner Kupfervitriol und 12 Zentner Schwefel zum halben Preis vermittelt. Der Erste Weltkrieg bringt einen scharfen Einschnitt in das Vereinsleben. Die meisten Winzer werden zum Militär einberufen, darunter auch zwei Vorstandsmitglieder. Über die Arbeit schweigt das Protokollbuch, sie wird wohl, so gut es eben ging, von den Frauen erledigt worden sein.